Interstitielle Nierenentzündung

Dr. med. Sonja Kempinski, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Akute interstitielle Nierenentzündung (AIN, akute tubulo-interstitielle Nephritis): Akute entzündliche Reaktion des Nierengewebes vor allem auf Medikamente, z. B. Schmerzmittel oder Penizillin, und Giftstoffe, aber auch aufgrund bakterieller oder viraler Infektionen. Neben Fieber und Hautausschlag kann es zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Störung der Nierenfunktion kommen, selten sogar zu einem akuten Nierenversagen. Wichtigste Maßnahmen sind das Absetzen des auslösenden Medikaments bzw. die Behandlung der Infektion, danach erholt sich die Niere meist wieder. In manchen Fällen ist zusätzlich die Gabe von Kortison oder stärker immunsuppressiven Medikamenten notwendig.

Chronische interstitielle Nierenentzündung (chronische tubulo-interstitielle Nierenentzündung, Analgetika-Nephropathie): Hier wird die Niere durch die entzündlichen Vorgänge dauerhaft geschädigt, die Entwicklung zu einer terminalen Niereninsuffizienz ist häufig. Ursachen sind z. B. ein langanhaltender Gebrauch von Schmerzmitteln, Grunderkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder auch Stoffwechselstörungen. Die Therapie besteht in Behandlung der Grunderkrankung, häufig mit Kortison. Bei Analgetika-Missbrauch muss das Schmerzmittel abgesetzt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Fieber
  • Hautausschlag
  • Gelenkschmerzen, Flankenschmerzen (selten)
  • Verminderte Harnausscheidung, starke Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Wassereinlagerungen im Körpergewebe (Ödeme) oder Atemnot durch Flüssigkeit in den Lungen als Zeichen eines akuten Nierenversagens
  • Wassereinlagerungen, Juckreiz, Müdigkeit, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma bei chronischem Nierenversagen.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • Fieber und/oder Hautausschlag nach Einnahme von Medikamenten auftreten.

In den nächsten Stunden, wenn

  • trotz genügender Flüssigkeitszufuhr die Urinmenge stark absinkt
  • angstauslösendes Herzstolpern oder Atemnot auftreten.
  • In den nächsten Tagen bei

  • von Monat zu Monat immer weiter absinkender Urinmenge, Müdigkeit und Leistungsminderung
  • Ödemen in den Beinen, Händen oder im Gesicht
  • Kopfschmerzen und Schmerzen in der Nierengegend
  • Starker Juckreiz am ganzen Körper, blasse oder gelblich braune Hautfarbe
  • Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, übler Mundgeruch (riecht nach Ammoniak/Urin).

Die Erkrankung

Ursachen und Verlauf

Die Schädigung des Nierengewebes und der Nierentubuli beruht bei der akuten interstitiellen Nierenentzündung auf immunologischen Vorgängen. Durch eine auslösende Substanz, wie z. B. ein Medikament, werden körpereigene Abwehrzellen (T-Zellen) dazu aktiviert, das eigene Nierengewebe anzugreifen. Die aktivierten T-Zellen schütten außerdem Botenstoffe aus (Zytokine), die wiederum andere Abwehrzellen (eosinophile Leukozyten) anlocken und den schädigenden entzündlichen Prozess vorantreiben. Wird der Auslöser entfernt, also z. B. das schädigende Medikament abgesetzt, erholt sich die Niere meist wieder. Selten kommt es bei einer sehr starken Reaktion der körpereigenen Abwehr zu einem akuten Nierenversagen.

Mögliche Auslöser einer akuten interstitiellen Nierenentzündung sind:

  • Medikamente, z. B. Schmerzmittel (NSAR), Antibiotika wie Penizilline, Methicillin, Ampicillin oder Sulfonamide, Diuretika wie Furosemid oder Thiazide, Allopurinol, Interferon
  • Infektionen, vor allem die Hantavirus-Infektion oder die Leptospirose, aber auch Infektionen durch Coxsackie-Viren, Streptokokken, Legionellen oder Staphylokokken.

Auch die Prozesse bei der chronischen interstitiellen Nierenentzündung sind immunologischer Natur. Die Erkrankung mündet häufig in ein chronisches Nierenversagen. Verursacht werden die chronischen entzündlichen Reaktionen des Gewebes z. B. durch

  • anhaltenden Gebrauch von Schmerzmitteln, vor allem von Kombinationspräparaten (diese Form wird auch Analgetika-Nephropathie genannt)
  • chronische Vergiftung mit Kadmium, Blei oder Aristolochiasäure
  • Sjögren-Syndrom, Sarkoidose
  • Bestrahlung der Niere, z. B. im Rahmen einer Tumortherapie
  • Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Hyperkalzämie
  • Polyzystische Nierenerkrankung.

Diagnosesicherung

Wegweisend bei der Diagnose der akuten interstitiellen Nierenentzündung sind für den Arzt Fieber und Hautausschlag in Verbindung mit einer vorangegangenen Medikamenteneinnahme oder Infektion. Diagnostische Maßnahmen bei einem Verdacht auf eine interstitielle Nierenentzündung sind:

  • Urinuntersuchung
    • Vermehrte Eiweißausscheidung (Proteinurie)
    • Vermehrte Glukoseausscheidung aufgrund verminderter Wiederaufnahme in den geschädigten Nierentubuli
    • Ausscheidung von Epithelzellen und Gewebezylinder im Urinsediment als Anzeichen einer Nierenschädigung
    • Blut im Urin
  • Blutuntersuchung
    • Anstieg Nierenwerte (Kreatinin, Cystatin C, Harnstoff, Harnsäure)
    • verminderte Thrombozyten, Antikörpernachweis bei einer Infektion mit Hantaviren
  • Nierenbiopsie und Gewebeuntersuchung
  • Ultraschall der Nieren.
  • Die Diagnose der chronischen interstitiellen Nierenentzündung und die Beurteilung ihres Ausmaßes erfolgt mit den gleichen Methoden. Zusätzlich geht der Arzt den verschiedenen möglichen Ursachen nach, sofern die Grunderkrankung des Patienten nicht schon bekannt ist.

Differenzialdiagnosen: Ähnliche Beschwerden und Befunde in Urin und Blut verursachen z. B. die Glomerulonephritis und die Nierenbeckenentzündung.

Behandlung

Neben einer engmaschigen Überwachung der Nierenfunktion ist bei der akuten interstitiellen Nierenentzündung die wichtigste Maßnahme das Absetzen des auslösenden Medikaments. Verschlechtert sich die Nierenfunktion weiter, verordnen die Ärzte häufig Kortison, evtl. auch Cyclophosphamid oder Azathioprin, um die entzündlichen Prozesse in der Niere einzudämmen.

Waren Infektionen die Ursache, behandelt der Arzt diese entsprechend, die Hantavirusinfektion z. B. mit Ribavirin, eine Infektion mit Leptospiren mit Penizillin oder Tetrazyklinen.

Bei der chronisch interstitiellen Nierenentzündung muss die zugrunde liegende Erkrankung therapiert werden. Sehr häufig, vor allem bei immunologischen Grunderkrankungen, setzen die Ärzte dafür Kortison ein. Hat ein chronischer Schmerzmittel-Missbrauch zur interstitiellen Nierenentzündung geführt, ist das Weglassen des auslösenden Schmerzmittels entscheidend.

Prognose

Wird der schädigende Auslöser abgesetzt, erholt sich die Niere meist innerhalb weniger Tage bis Wochen von einer akuten interstitiellen Nierenentzündung. In seltenen Fällen bleibt eine Nierenfunktionsstörung zurück.

Ist die chronische interstitielle Nierenentzündung durch einen Schmerzmittel-Missbrauch verursacht worden, führt das Weglassen des Wirkstoffs zum Stillstand des entzündlichen Prozesses. Die anderen Formen der chronischen interstitiellen Nierenentzündung enden häufig in einem chronischen Nierenversagen. Außerdem ist das Risiko für die Entwicklung eines Harnblasenkrebses erhöht.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Wenn Sie nach der Einnahme von Medikamenten Hautausschläge, Fieber, Gelenkschmerzen oder Flankenschmerzen entwickeln, zögern Sie nicht, Ihren Arzt aufzusuchen!
  • Bevor Sie langfristig Schmerzmittel einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Sollten Sie unter chronischen, nicht beherrschbaren Schmerzen leiden, empfiehlt sich auch der Besuch einer Schmerzambulanz.

Bei Arzneimitteln: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.

Bei Tierarzneimitteln: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Tierärztin, Ihren Tierarzt oder in Ihrer Apotheke.

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